Rundweg
Eingebettet zwischen fruchtbaren Feldern im Leintal und dicht am Dreiländereck zu Thüringen und Hessen liegt auf heute niedersächsischer Seite das Rittergut Besenhausen. Sein Name wird als "Haus des Bezo" oder "Biso" gedeutet. Es war stets Grenzort und im Laufe seiner langen Geschichte gab es häufig Streit über seine Zuordnung zu den angrenzenden Ländern.
Die älteste bekannte Urkunde, in der das später wüst gefallene Dorf Besenhausen genannte wird, stammt aus dem Jahr 1307 und sie besagt, dass die Brüder Hinrich und Lippold von Hanstein den so genannten Zehnten ihres mainzischen Lehens der Martinskirche in Heiligenstadt schenken. Fast 600 Jahre wurde der Besitz in der Besenhäuser Linie der Familie von Hanstein weitergegeben und ist bis zum heutigen Tag, zum Teil in weiblicher Erbfolge, in der Familie geblieben. Als im 16. Jahrhundert die Stammburg der Familie, Burg Hanstein, ihren Bewohnern nicht mehr die nötige Sicherheit bot, baute sich die Besenhäuser Linie in ihrem Lehen einen Herrensitz im Stil der Renaissance. Während des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) wurde er zerstört. Auf den zum Teil erhaltenen Mauerresten entstand bis 1690 das heutige Herrenhaus, das Torhaus und das so genannte Christenhaus. Das mit einem Uhrturm geschmückte "Wirtschaftsgebäude" kam 1743 dazu, die anderen Hofgebäude mussten nach einem Hofbrand um 1900 wiedererrichtet werden.
Das große helle Gebäude an der Hofeinfahrt wurde als erste Zuckerfabrik der damaligen Provinz Sachsen erbaut. Heute beherbergt es die Handweberei Rosenwinkel. In diesem sozialen Wirtschaftsbetrieb werden in Verbindung von traditioneller Handwerkskunst und modernem Design vielfältige textile Produkte erzeugt und die Herstellung für den Besucher erlebbar gemacht.
Der Fachwerkbau hinter dem Park und direkt an der Leine war die alte Gutsmühle, die 1924 zu einem Arbeiterwohnhaus mit Wasserturbine umgebaut wurde. Die Turbine erzeugt noch heute ausreichend elektrische Energie für Haus und Hof.
Ein einfaches Holzhaus oberhalb des Gutes an der Strasse von Kirchgandern nach Friedland erinnert an ein dunkles Kapitel deutscher Geschichte: hier, hart an der innerdeutschen Grenze, überschritten in der Zeit von 1945 bis 1954 etwa 2,5 Millionen Flüchtlinge und Vertriebene aus Mittel- und Ostdeutschland, Kindertransporte und heimkehrende Kriegsgefangene die Grenze aus der sowjetischen in die britische Zone. "Tor zur Freiheit" steht auf einem Gedenkstein an gleicher Stelle.
Die wirtschaftliche Grundlage des Rittergutes ist unverändert die Landwirtschaft und etwas Forst. Auf etwa 150 ha Ackerland werden Zuckerrüben und Raps, Weizen, Roggen und Gerste angebaut. Daneben wurden frühere Wirtschaftsräume zu Wohnungen umgebaut. Der ehemalige Kuhstall beherbergt heute eine moderne Hackschnitzel-Anlage, in der Hofscheune lagert das eigene Getreide und im alten Schafstall werden Hochzeiten und andere Feste gefeiert. In den Sommermonaten kommen in großer Zahl Gäste über Straße und Leineradweg, um Kaffee, Kuchen und andere Köstlichkeiten im Café Rosenwinkel zu genießen, Ausstellungen zu besichtigen und den Sommerkonzerten zu lauschen.